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Smartphones und Apps für Senioren und Menschen mit Handicaps

Senioren und Menschen mit Handicaps fällt die Bedienung von Smartphones nicht immer leicht: Zu kleine Schriftarten, unübersichtlich viele und häufig nie benötigte Funktionen, kaum hörbare Tonsignale sowie das Touchscreen-Konzept an sich können schnell abschreckend wirken. Spezielle Smartphones und Apps schaffen hier Abhilfe und erleichtern zusätzlich den Alltag.

Sogenannte Senioren-Smartphones sind speziell an die Bedürfnisse des Alters angepasst und verfügen über besonders große Schriftarten und einen Startbildschirm, von dem sich die wichtigsten Funktionen auf einfachstem Wege erreichen lassen. Zudem sind sie häufig mit Hörgeräten kompatibel und rufen zuvor gespeicherte Nummern automatisch an, falls eine Notruftaste gedrückt wird. Im Gerät hinterlegte ICE-Informationen (In Case of Emergency) informieren Ersthelfer im Notfall über zu benachrichtigende Kontaktpersonen oder die bislang verwendeten Medikamente. Bei einigen der Smartphones wie dem Doro Liberto 825 ist eine Fernwartung möglich, so dass beispielsweise technisch versierte Bekannte und Verwandte das Gerät noch genauer an die jeweiligen Bedürfnisse anpassen können, ohne selbst vor Ort zu sein. Beim Kauf eines Senioren-Smartphones sollte der spätere Besitzer bzw. die spätere Besitzerin dennoch immer anwesend sein, da er bzw. sie durchaus wenig Freude mit einem bestimmten Bedien- bzw. Gerätekonzept haben könnten, die anderen auf den ersten Blick passend erscheinen. Beispielsweise fällt jüngeren Menschen vermutlich selten auf, dass eine Ladeschale im Alter durchaus Vorteile gegenüber dem recht schmalen Anschluss für das Ladekabel bietet. Zudem sperren einige der Seniorenlösungen den Zugriff auf Funktionen, für die sich die Nutzer vielleicht später dann doch interessieren würden. 

Alternativ zu speziell angepassten Geräten gibt es Apps, die herkömmliche Smartphones altersgerecht modifizieren wollen. In einigen Fällen genügt allerdings bereits die Aktivierung des je nach Hersteller anders genannten "Einfach"-Modus, bei dem die wichtigsten Bedienelemente zumindest auf dem Startbildschirm deutlich größer dargestellt werden. Lösungen wie die für Android erhältliche "Emporia"-App des gleichnamigen österreichischen Herstellers von Seniorenhandys modifizieren gleich das ganze System und bieten damit ein durchgängig einheitliches und einfaches Bedienkonzept, das die Nutzungsoptionen dennoch nicht einschränkt.

Stärker Sehbehinderte und Blinde profitieren von einem Spezialsmartphone wie dem BlindShell2, das sich mit simplen Gesten steuern lässt, berührte Tasten laut ansagt, Schrift vorliest und Banknoten sowie Farben durch die Kamera selbstständig erkennt. Andere Objekte werden durch die auch für Android und iOS erhältliche "TapTapSee"-App identifiziert. Texte lassen sich entweder per Spracheingabe diktieren oder auf einer Tastatur im Stil eines klassischen Telefonnummerfelds eingeben. Mit Googles "Talkback"-App und Apples "VoiceOver"-Funktion sind einige der Funktionen kostenlos für normale Smartphones verfügbar. Wer aufgrund von körperlichen Einschränkungen einen Touchscreen nicht wirklich bedienen kann, erhält Hilfe von der "Open Sesame"-App: Statt der Finger erfasst diese Kopfbewegungen sowie Sprachbefehle und steuert darüber das gesamte Mobilgerät, ohne dass der Bildschirm je berührt werden muss. Aufgrund der notwendigen Softwareunterstützung läuft "Open Sesame" allerdings nur auf Smartphones und Tablets mit Android ab Version 7.0.

"WheelMap" (iOS / Android / Web) findet derzeit vor allem in Deutschland Orte, die Rollstuhlfahrer mehr oder weniger gut erreichen können – ein Ampelsystem informiert über die jeweilige Zugänglichkeit. Davon profitieren natürlich auch Menschen, die auf einen Rollator angewiesen sind oder Kinderwagen transportieren müssen. Die "HandicapX App" führt einfach auf Knopfdruck direkt zur nächsten barrierefreien Toilette. "Greta" und "Starks" (iOS / Android) liefern Audiodeskription bzw. Untertitel zu aktuell laufenden und älteren Filmen und ermöglichen so auch Menschen mit audiovisuellen Handicaps unbeschwerte Kinobesuche. Die benötigten Inhalte werden dabei einfach zuvor auf Smartphone bzw. Tablet heruntergeladen und lassen sich auch beim späteren DVD-/Blu-ray-Release problemlos nutzen. Die „Deutsche Gebärdensprache"-App (iOS / Android) hilft beim Finden und Lernen der passenden Gebärde für diese Art der Kommunikation. Der kostenpflichtige Service "VerbaVoice" stellt sogar einen Schrift- bzw. Gebärdensprachedolmetscher bereit, der den Ton live übersetzt. Bei "Be My Eyes" (iOS / Android) werden andere Nutzer zu den Augen von sehbehinderten Menschen. Anhand des an sie übertragenen Kamerabilds des Smartphones beantworten sie Fragen zu den abgebildeten Szenarien und Objekten, beispielsweise zur Mindesthaltbarkeit des in der Hand gehaltenen Milch-Tetrapacks.