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Smartphones ohne Google? Die Zukunft von Huawei

Wenn sich die Politik einmischt, kann sie selbst einen Riesen ins Wanken bringen: Der zum Jahresanfang noch als kommende Nummer 1 im Smartphone-Markt gehandelte Telekommunikationskonzern Huawei kämpft mit weiterhin unbewiesenen Spionagevorwürfen der USA, die unter anderem ungeahnte Konsequenzen für die Besitzer seiner Geräte nach sich zu ziehen drohten. Auch wenn sich die Wogen in dieser Hinsicht etwas geglättet haben, muss sich die Firma bei ihren Neuheiten einschränken.

Denn aufgrund eines verhängten Notstands dürfen US-Unternehmen nicht mehr mit Huawei zusammenarbeiten – wovon nicht nur Hardwarehersteller, sondern auch Softwareproduzenten wie Google betroffen sind. Dadurch blieb lange Zeit unklar, ob Huawei-Smartphones weiterhin mit Android-Updates und -services versorgt werden können – eine Ausnahmegenehmigung räumt bis zum 19. November aber zumindest Bestandsschutz ein. Huawei gibt zudem ein „Zukunftsversprechen" für alle bislang in Deutschland verkauften Smartphones und Tablets, laut dem die gewohnten Sicherheitsupdates und der Zugriff auf alle Google-Services und Android-Apps garantiert sein sollen. 

Anders sieht es bei den aktuellen Smartphone-Spitzenmodellen Huawei Mate 30 und Huawei Mate 30 Pro aus, die trotz des Boykotts wieder mit modernster Technik vollgestopft wurden. Sie sind die ersten Mobilgeräte des Herstellers, die komplett ohne Google-Apps und -Services auskommen müssen. Die Installation neuer Anwendungen aus dem Google Play Store ist deshalb dort genauso wenig möglich wie ein schneller Blick auf die Google Maps-App oder die Bezahlung via Google Pay. Die Smartphones laufen mit einem Open-Source-Android, bei dem der Play Store durch Huaweis App Gallery ersetzt wird, die dem Google-Angebot hinsichtlich Umfang (über 11.000 Apps sind verfügbar) und Qualität momentan deutlich unterlegen ist. 

In seinem Heimatland China, wo Google zwangsläufig keine wirkliche Rolle spielt, kann Huawei dennoch die Massen begeistern, wie erste Verkaufszahlen belegen. Deutsche Verbraucher sind aber anderes gewohnt, was vermutlich begründet, warum die Markteinführung des Mate 30 und des Mate 30 Pro hierzulande auf unbestimmte Zeit verschoben wurde. Huawei dürfte derzeit noch darauf hoffen, dass sich die Lage demnächst entspannt und Google-Services wieder installiert werden dürfen. Notfallpläne für die Zukunft sind allerdings bereits geschmiedet: Mit Harmony OS wird eifrig an einem eigenen geräteübergreifenden Betriebssystem gearbeitet, Map Kit soll die Kartenservices von Google Maps ersetzen.